Schwabensommer by Klaus Wanninger

Schwabensommer by Klaus Wanninger

Autor:Klaus Wanninger [Wanninger, Klaus]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: presto
veröffentlicht: 2012-10-14T16:00:00+00:00


13. Kapitel

Mario Aupperle arbeitete jetzt seit genau eineinhalb Jahren beim Landeskriminalamt. Der kleine, drahtige, immer noch von seinen jahrelangen Besuchen in verschiedenen Fitnessstudios und dem daheim im Keller betriebenen privaten Krafttraining unübersehbar gestählte Mann hatte seine Versetzung von Trossingen in die Landeshauptstadt noch nicht bereut. Trossingen, das alte Musikstädtchen am südlichen Rand des Landes, atmete Ruhe und Gemütlichkeit in allen Winkeln. Hier zu leben war der Traum eines jeden Pensionärs und Rentners, die den Anblick des Türmles wie des nahen Albtraufs schätzten und mit einem weitgehend stressfreien und beschaulichen Dasein zufrieden waren. Für einen lebenslustigen, jungen Mann von inzwischen dreißig Jahren hatte diese Gemütlichkeit und Behäbigkeit auf Dauer aber einschläfernd und ermüdend gewirkt. Zwar war Aupperles Dienst beim LKA bei Weitem nicht so spannend und abwechslungsreich, wie er sich das einst in der Provinz ausgemalt hatte – statt großen, von viel journalistischem Tamtam begleiteten Auftritten im hehren Kampf gegen das internationale Verbrechertum hatte sich die Arbeit in Bad Cannstatt eher als mühseliges, so manchen Abend und viele Wochenenden verschlingendes, letztendlich oft sinnloses Kleinklein erwiesen, das von niemand entsprechend gewürdigt wurde, doch war er auf privater Ebene zumindest annäherungsweise auf ein Umfeld gestoßen, das seinen Erwartungen durchaus gerecht geworden war.

Von dem Gerücht nach Stuttgart gelockt, in und um die schwäbische Metropole stehe ein großer Teil der reichlich vorhandenen Weiblichkeit unverbindlichen, aber nichtsdestotrotz physisch äußerst intensiven Begegnungen mit naschsüchtigen, männlichen Existenzen noch weit aufgeschlossener gegenüber als in der Provinz, hatte er in den vergangenen Monaten viel Energie darauf verwandt, diese Behauptung bis ins Detail zu überprüfen. Wann immer es die Zeit erlaubte, war er bestrebt gewesen, sich einer der in der Umgebung herumschwirrenden, wohlduftenden Blüten zu widmen – mit vollem Engagement und aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Eine länger anhaltende Liaison hatte sich bis jetzt noch nicht ergeben, waren doch nicht nur er, sondern auch etliche seiner kurzzeitigen Eroberungen nicht bereit gewesen, die Jagdsaison mit der gerade erlegten Beute zu beenden. Vom Ausmaß seiner beruflichen Beanspruchung hing es ab, wie weit er sich dieser Leidenschaft hingeben konnte.

Selten nur, allzu selten hatten sich in den letzten Monaten Synergieeffekte zwischen der täglichen Arbeit und den privaten Interessen erzielen lassen. Aupperle dachte mit zwiespältigen Gefühlen an den März des vergangenen Jahres zurück, als ihn Stefanie Riedinger, die bildhübsche, junge Kommissarin der Abteilung Gewaltkriminalität beauftragt hatte, die verflossenen Gespielinnen eines ermordeten Managers aufzusuchen, um sie auf eine eventuelle Tatbeteiligung hin zu überprüfen. Begeistert hatte er die jungen Frauen der Reihe nach aufgesucht, vergeblich darum bemüht, private Kontakte herzustellen. Nicht eine einzige Beziehung war diesen Begegnungen entsprungen, kein One-Night-Stand, nicht einmal ein kurzes Rendezvous. Er durfte nicht daran denken, dass er auch noch Anstalten gemacht hatte, sich einer Frau zu nähern, die sich dann als Lesbe entpuppt hatte …

Vielleicht tat er wirklich besser daran, sein privates Leben von seinen beruflichen Aufgaben zu trennen, hatte er in einer stillen Stunde überlegt, schon um der Gefahr zu entgehen, seine kriminalistische Urteilskraft von subjektiven Faktoren beeinflussen zu lassen.

Der dienstliche Auftrag, sich an diesem Donnerstagvormittag um ein persönliches Gespräch



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.